PERSÖNLICHES STATEMENT VON MARKO HERZ
zur Causa “Frau in Weiß”
Liebe Seestädterinnen und Seestädter,
eingangs möchte ich um Verständnis dafür bitten, dass ich mich erst jetzt persönlich an euch wende. Die Ereignisse der letzten Tage waren für mich sehr unangenehm und ich bin nicht stolz auf mein kurzfristiges “Verschwinden”. Ich hoffe, von euch die Chance zu bekommen, die Geschehnisse aus meiner Sicht aufzuarbeiten, die eine oder andere Unwahrheit aus der Welt zu schaffen und euch obendrein die jüngsten Entwicklungen im Fall um die scheinbar (!) verschwundene Frau mitzuteilen.
Dass bei der Suchaktion am Sonntag ein Kleidungsstück von mir gefunden wurde, auf dem sich Blut befand, hat verständlicherweise viele irritiert. Als ich damit konfrontiert wurde, bin ich weggelaufen. Das war zweifelsohne ein großer Fehler. Ebenfalls kann ich verstehen, dass meine Flucht von manchen als eine Art “Schuldeingeständnis” interpretiert wurde.
Dem muss ich allerdings entschieden widersprechen.
Die vergangenen Wochen waren für mich sehr fordernd. Ich habe eine neue politische Bewegung ins Leben gerufen und absolviere “nebenbei” drei Studien, von denen ich nächstes Jahr zwei abschließen möchte. Diese Mehrfachbelastung habe ich womöglich unterschätzt. Gleichzeitig habe ich von euch so viel Zustimmung und Kraft bekommen, dass meine Motivation immer größer wurde. Die Liste Seestadt wurde von einer impulsiven Idee schnell zu meinem Herzensprojekt. Ich habe Tag für Tag einfach “funktioniert”, habe unzählige Gespräche geführt, Werbung für unsere Anliegen gemacht, Veranstaltungen organisiert, HelferInnen eingeschult, mich durch die Mühlen der Bürokratie gekämpft, die so eine Listengründung mit sich bringt… Kurz: Ich habe täglich stundenlang alles für die Liste Seestadt gegeben.
Für meine Prüfungen habe ich dann oft bis in die frühen Morgenstunden gelernt. Freizeit ist für mich seit Wochen ein Fremdwort, ich habe praktisch rund um die Uhr für meine Ziele und Träume gearbeitet. Teilweise mit letzter Kraft, aber stets mit ganzer Freude und mit ungebrochenem Tatendrang.
Als sich dann letzte Woche nach und nach herausstellte, dass es sich bei den ominösen Plakaten, auf denen um Hinweise zu einer angeblich verschwundenen Frau gebeten wurde, anscheinend um wesentlich mehr als einen dummen Scherz handelte, hatte ich das Bedürfnis, die Sorgen der SeestädterInnen ernst zu nehmen und selbst aktiv zu werden. Nachdem die Behörden untätig blieben, Nora Kinski aber im Rahmen ihres Projekts Nora and the See verstörende Begegnungen dokumentieren konnte und sogar ein mögliches Beweisstück ausgehändigt bekam, wollte ich die neu gewonnene Öffentlichkeitswirkung der Liste Seestadt nutzen, um mit der Hilfe von Freiwilligen nach weiteren Indizien oder gar Beweisen zu suchen.
Ich war überwältigt, wie viele Menschen sich am Sonntag an unserer Suchaktion beteiligt haben. Gleichzeitig merkte ich, dass ich persönlich langsam ans Ende meiner Kräfte kam. Und während wir gemeinsam die Felder durchkämmten, stellte ich mir insgeheim die Frage, ob ich mir da nicht gerade zu viel aufhalse.
Ausgerechnet an diesem Abend, als wir gerade in der Notgalerie beim Auswerten der Fundstücke waren und ich merkte, dass mir langsam alles zu viel wurde, kam ein junger Helfer, der sich bis dahin sehr bei der Liste Seestadt engagiert hatte, mit meinem Sakko in der Hand durch die Tür und fragte, ob das nicht mir gehören würde. Sein Ton klang in diesem Moment für mich so seltsam vorwurfsvoll. Wenige Sekunden später hatte Timur Yilmaz mein Sakko in der Hand und stellte fest, dass sich Blut darauf befand.
In diesem Moment fühlte ich mich verraten. Ich hatte das Gefühl, dass man mir etwas zur Last legen wollte. Dass man mich in eine Falle gelockt hatte. Die ganze Situation fühlte sich an wie eine seltsame Inszenierung. Warum kam ausgerechnet in diesem Moment ein treues Teammitglied der Liste Seestadt vor so vielen Zeugen mit einem Kleidungsstück von mir daher? Warum stellte Timur so schnell fest, dass sich Blut darauf befand? Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass er nur auf sein Stichwort gewartet hatte.
Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf. Ich fühlte mich verraten und wollte nur noch weg. Also rannte ich los.
Dass ich dabei einen großen Fehler gemacht habe, wusste ich kurz darauf. Dass ich mich mit meiner Reaktion erst recht verdächtig gemacht hatte, wusste ich natürlich ebenso.
Die letzten Tage habe ich genutzt, um die eben beschriebenen Vorkommnisse zu analysieren, für mich einzuordnen und die nächsten Schritte mit Bedacht zu planen.
Hiermit möchte ich nicht nur betonen, dass mein blutiges Sakko nichts mit der angeblich verschwundenen Frau zu tun hat. Ich möchte es auch beweisen. Dankenswerterweise wurde dieser Beweis bereits von meinem lieben Freund Schindl Egger erbracht. Es gibt eine plausible Erklärung. Die Umstände, wie es zum Verlust meines Sakkos kam, erklärt er hier: https://www.facebook.com/Greta.Tauber.Colomba/videos/292056421306791/
Dass ich am Sonntag nicht selbst augenblicklich darauf gekommen bin, wie das Sakko an den See kam, hatte zwei Gründe: Erstens war ich im Moment völlig überrumpelt und konnte nicht mehr klar denken. Zweitens war mir der Verlust meines Sakkos in besagter Nacht gar nicht aufgefallen, weil ich insgesamt vier dieser Kleidungsstücke besitze und am nächsten Tag nicht bemerkte, dass ich eines davon anscheinend am See vergessen hatte.
Ein großes Danke an Schindl, dass er mich so eindeutig entlastet hat!
Ein ebenso großes Danke an Greta Tauber für ihre große Unterstützung in den letzten Tagen!
Und auch Nora Kinski möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich danken. Sie hat es mir heute im Rahmen ihres Projekts Nora and the See ermöglicht, die jüngste Wendung im Fall um die “verschwundene” Frau publik zu machen.
https://www.youtube.com/watch?v=eITo0sqmjXM
Wie ich in diesem Video erkläre und mit dem soeben geposteten Screenshot belege, bin ich über Tinder mit der “Frau in Weiß” in Kontakt. Ich werde alles in meiner Macht stehende unternehmen, um diesen Zufall (so es denn einer ist!) zu nutzen und mehr über sie herauszufinden.
Ich werde in den nächsten Tagen mein Möglichstes tun, um zur Aufklärung der mysteriösen Ereignisse beizutragen, die die Seestadt derzeit in Atem halten. Vorerst ist es mir daher leider nicht möglich, mein Engagement für die Liste Seestadt in der bisherigen Form weiterzuführen.
Ich bedanke mich für euer Verständnis, hoffe sehr, hiermit einige Unklarheiten beseitigt zu haben und freue mich schon, wieder mit vollem Eifer meine politische Arbeit fortsetzen zu können. Denn die Seestadt sind WIR!
Euer Marko Herz